Predigt des Assesseur des Ordens Päpstliche basilika San giovanni in Laterano

Jubiläumswallfahrt, Rom, 22. Oktober 2025

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Omelia Mons Caputo - 1

Es erfüllt uns mit großer Freude, liebe Ritter und Damen, das Wort Gottes zu empfangen, das heute für uns in dieser Basilika San Giovanni in Laterano verkündet wird, der Mutter aller Kirchen der Welt, der Kathedrale von Rom, dem Sitz des Nachfolgers des Apostels Petrus, Papst Leo XIV, der uns am Donnerstag zur Audienz empfangen wird.

Der heilige Matthäus berichtet, dass Jesus auf seinem Weg in der Gegend von Cäsarea Philippi im nördlichen Galiläa, in der Nähe der Jordan-Quelle Halt machte. Er predigte, vollbrachte Wunder und wurde von Tausenden von Menschen begleitet, die er mit wenigen Broten speiste. Er wollte wissen, für wen sie ihn hielten.

„[Er] fragte seine Jünger: ‚Für wen halten die Menschen den Menschensohn?‘ … ‚Ihr aber, für wen haltet ihr mich?‘“

Die erste Frage ist einfach zu beantworten, es geht darum zu sagen, was andere denken: „Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.“ Die zweite Frage hingegen betrifft die Jünger persönlich: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“

Jesus stellt diese Frage seinen Jüngern, und heute stellt er sie uns. Diese Frage richtet sich an alle Jünger aller Zeiten.

Jeden Sonntag bekennen wir unseren Glauben, wenn wir das Credo sprechen. Oft laufen wir Gefahr, eine Formel aufzusagen. Jesus gibt sich nicht mit formalen Antworten zufrieden. Mitten in dieser Jubiläumswallfahrt stellt Jesus heute jedem von uns die Frage: „Für wen hältst du mich?“ Diese Frage zwingt uns, in unser Inneres zu blicken und eine persönliche Antwort zu geben. Das Christentum darf nicht auf die Teilnahme an liturgischen Riten beschränkt bleiben. Das mag zwar ein bequemer Weg sein, den Glauben zu verstehen. Doch die Frage, die Jesus seinen Jüngern stellt – „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ – betrifft nicht Gebote, die befolgt werden müssen, sondern unsere Beziehung zu ihm. Sie ist keine Bitte, bestimmte äußerliche Dinge zu vollziehen, sondern eine Einladung, den Platz zu erkennen, den Jesu in meinem Leben einnimmt. Halte ich an Ihm und an Seinem Wort fest?

An jenem Tag antwortete Petrus im Namen aller: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Können auch wir nicht nur mit den Lippen, sondern mit dem Herzen, nicht nur mit Worten, sondern mit unserem Leben antworten: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“?

Den Glauben bekennen bedeutet, Christus zu bestätigen, wer Er für uns ist, was Er uns von sich offenbart hat. Es bedeutet, durch Werke Zeugnis davon zu geben. Es bedeutet, wie Petrus laut und deutlich zu sagen, dass Er der Messias ist, „der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“, und sein Leben für Ihn hinzugeben. Unser Glaube, der Glaube der Kirche, findet in diesen Worten und in dieser Zugehörigkeit zu Christus seinen Ausdruck.

Es ist ein Aufruf, vom Hören auf Jesus zum Zeugnis für Ihn überzugehen. Genährt vom Wort des Herrn sollen wir für Ihn leben und Ihn mit Freude und Liebe unseren Brüdern und Schwestern verkünden.

Auf diese Worte des Petrus, die ihm vom Vater im Himmel eingegeben wurden, antwortet Jesus mit anderen Worten, die verkünden, wer Petrus ist und was die Kirche sein wird: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“

In dem Moment, als Petrus erkennt, wer Jesus ist, empfängt er eine neue Identität und eine neue Berufung: „Du bist Petrus.“ Wenn wir Christus aufnehmen, entdecken auch wir unsere eigene Identität und erkennen uns selbst wirklich. Wir begreifen dann auch unseren Auftrag und unsere große Verantwortung.

Die Gnade, die Petrus empfangen hat, betrifft nicht nur ihn persönlich, sondern ist ein Geschenk, das den Weg der Kirche begleitet. „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ Diese Gnade übermittelt der Heilige Geist dem Bischof von Rom, dem Nachfolger des heiligen Petrus und Stellvertreter Christi. Gestärkt durch dieses Geschenk fördert der Papst die Einheit der Kirche und bewahrt die Glaubenswahrheiten. Jesus verheißt Petrus und der Kirche ewiges Bestehen und den Sieg über die Unterwelt.

Das Christentum gründet auf der Antwort des Petrus: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“, auf dem Glaubensbekenntnis, das als persönliche Beziehung zu Christus verstanden wird. Diese persönliche Beziehung zu Christus darf nicht übergangen werden. Auch darf der Glaube nicht relativiert werden, indem man Christus von seiner Kirche trennt. „Wir sind nicht allein Christen. Wir sind gemeinsam Christen, in der Kirche“, rief uns Papst Franziskus oft in Erinnerung.

Und nach Petrus und den Aposteln haben unzählige Brüder und Schwestern in den vergangenen 2000 Jahren ihren Glauben an Christus bekannt. Sie ließen sich von ihm führen und folgten ihm als Glieder seines Leibes, der Kirche. So trugen sie dazu bei, dass das Wort Christi und sein Heilswerk bis an die Enden der Erde gelangten.

Heute hilft uns Jesus, unserem Leben Sinn zu verleihen. Nur Christus kann uns dieses Geschenk machen. Deshalb verpflichten wir uns heute, fest mit Jesus verbunden zu bleiben und jeden Augenblick von ihm her und auf Ihn hin zu leben.

Der Kardinal-Großmeister ermahnt uns dazu in seinem Buch über die Spiritualität des Ordens (S. 67): „Durch die Echtheit unseres christlichen Lebens und durch die Treue zur Spiritualität müssen wir stets und unaufhörlich in Übereinstimmung mit dem Geheimnis Jesu und der Kirche bleiben und uns dabei an die Lehre des Herrn erinnern: „Wenn einer hinter mir hergehen will, […] nehme er sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“

Der erste weltliche Ritter unseres Ordens, der am vergangenen Sonntag von Papst Leo XIV. heiliggesprochen wurde – der heilige Bartolo Longo – lebte diese sehr persönliche Beziehung zu Christus; sein Herz war stets von apostolischem Eifer erfüllt. Er lehrte, dass man beim Beten des Rosenkranzes das Antlitz Christi mit den Augen Mariens betrachtet. Als treuer und gehorsamer Sohn der Kirche baute er das Heiligtum von Pompeji und die neue Stadt der Liebe auf und begann damit bei den Letzten: den Waisen und den Kindern von Häftlingen.

Nach seinem Vorbild „soll die Großzügigkeit des Ritters und der Dame eine globale Großzügigkeit sein, die nicht beim Heiligen Land stehen bleibt, sondern ein charakteristisches Merkmal ihrer Präsenz in der Kirche wird. … Eine vermehrte Großzügigkeit, die sich die Bedürfnisse der Ärmsten zu Herzen nehmen möchte“ (Dokument über die Ausbildung, Nr. 22).

Die Jubiläumswallfahrt ist für uns heute letztendlich eine Gelegenheit der Gnade, „die Gelegenheit, das Geschenk des neuen Lebens wiederzuentdecken, das wir in der Taufe empfangen haben... Noch heute können wir viele alte Baptisterien bewundern, wie in Rom in Sankt Johannes im Lateran (...) Im Taufbrunnen bricht der achte Tag an, das heißt der Tag der Auferstehung... (vgl. Röm 6,22)“. (Papst Franziskus, Spes non confundit, Nr. 20).

Heute, an diesem so bedeutsamen Ort, dem Sitz der Kathedra des Nachfolgers des Apostels Petrus, der uns daran erinnert, dass unser Orden alten Ursprungs ist und zu verschiedenen Epochen von den Päpsten eingerichtet, neu organisiert, vergrößert und mit Privilegien und Verantwortung bereichert wurde, weihen wir uns erneut, indem wir unseren Glauben an Christus bekennen und uns verpflichten, ihn als treue und gehorsame Kinder der Kirche zu leben. Wir nehmen uns die Ermahnung von Papst Franziskus für die Wallfahrt des Ordens im Jahr 2013 zu Herzen: „Ihr Vorangehen, um aufzubauen, entspringt dem immer tieferen Bekenntnis des Glaubens… Dies ist ein wichtiger Punkt für jeden von Ihnen und für den gesamten Orden, damit jedem Einzelnen geholfen wird, seine Zugehörigkeit zu Christus zu vertiefen: Das Glaubensbekenntnis und das Zeugnis der Nächstenliebe sind eng miteinander verbunden und sind die charakteristischen Punkte und Stärken – die Stärken Ihres Handelns.“

Möge die Jungfrau Maria, die Königin des Friedens uns diese Gnade gewähren, und bitten wir unseren Herrn Jesus Christus, seinen Geist auf uns Ritter und Damen vom Heiligen Grab herabzusenden, damit er uns inmitten unserer Geschwister zu überzeugten und aufrichtigen Werkzeugen des Friedens und der Liebe macht. Amen.