Die Frühjahrssitzung 2024 des Großmagisteriums

Die Dringlichkeit des Wiederaufbaus vertrauensvoller Beziehungen im Heiligen Land

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Riunione di primavera 2024 del Gran Magistero - 3

Unter dem Vorsitz des Großmeisters, Kardinal Fernando Filoni fand am 16. April die Vollversammlung der Mitglieder des Großmagisteriums in den provisorischen Räumlichkeiten des Ordenssitzes in Rom in der Nähe der Piazza Cavour statt, zum ersten Mal seit mehreren Jahren wieder in Anwesenheit. Nur Patriarch Pierbattista Pizzaballa, der wegen der Kriegssituation im Heiligen Land nicht an dem Treffen teilnehmen konnte, war per Videokonferenz zugeschaltet. Er brachte seine Dankbarkeit für die Unterstützung zum Ausdruck, die die Ritter und Damen aus aller Welt seiner Diözese zukommen lassen, und betonte, wie sehr diese konkrete Solidarität Vertrauen und Hoffnung nährt, nicht zuletzt durch die Schaffung von Arbeitsplätzen für Menschen, die seit dem Ausbleiben der Pilgerreisen arbeitslos sind.

Riunione di primavera 2024 del Gran Magistero - 2

Der Tag begann mit einer Messe in der Kapelle einer Ordensgemeinschaft, die nicht weit von den neuen Büros des Großmagisteriums entfernt liegt. Sie wurde vom Assessor des Ordens, Msgr. Tommaso Caputo geleitet, der gerade sein 50-jähriges Priesterjubiläum gefeiert hat. Der Großmeister überreichte ihm anschließend am Vormittag die Insignien und das Diplom des Großkreuzritters als Dank für sein Engagement.

Die Arbeiten der Sitzung folgten der Tagesordnung, nachdem der Generalgouverneur, Botschafter Leonardo Visconti di Modrone in seinen Eröffnungsworten den vorübergehenden Umzug der Räumlichkeiten des Großmagisteriums mit den laufenden Arbeiten am Palazzo della Rovere erklärt hatte: Die Vermietung eines Teils des Gebäudes an eine Hotelgesellschaft ermöglicht, alle Ressourcen des Ordens der Unterstützung der Christen im Heiligen Land vorzubehalten. Er bekräftigte auch die Erhöhung der obligatorischen monatlichen Überweisung des Großmagisteriums an das Lateinische Patriarchat für dessen institutionelle Ausgaben, die seit Januar 2024 nunmehr 950.000 US-Dollar beträgt.

Der Schatzmeister, Saverio Petrillo, der nach dem Generalgouverneur das Wort ergriff, stellte die positive Bilanz des Geschäftsjahres für 2023 vor. Er wies darauf hin, dass der Orden dem Heiligen Land über 15 Millionen Euro spenden konnte, was eine Million mehr ist als im Vorjahr. Die Schwierigkeit für das Großmagisterium besteht darin, dass es dem Patriarchat gegenüber im Voraus voraussichtliche Verpflichtungen eingehen muss, ohne genau zu wissen, welches Spendenniveau die Statthaltereien aufbringen werden, da die Spenden der Mitglieder jedes Jahr in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren variieren.

Die Sitzung wurde mit dem Beitrag von Sami El-Yousef, dem Generaladministrator des Lateinischen Patriarchats fortgesetzt, der sehr ernst die Krisensituation im Heiligen Land beschrieb: Die zerstörte Wirtschaft und die Verzweiflung der Einwohner, von denen viele keine Arbeit mehr haben, da Pilger und Touristen ausbleiben. Darüber hinaus können palästinensische Arbeiter aus dem Westjordanland nicht mehr über die Grenze nach Israel kommen. Zwischen der palästinensischen und der jüdischen Gemeinschaft fehle in extremem Maß jede Kommunikation, erklärte er, und es werde viel Zeit brauchen, um menschliche Beziehungen aufzubauen, die von gegenseitiger Achtung geprägt sind. Der Wesentliche, was derzeit getan werden könne, sei die Schaffung von Arbeitsplätzen im Westjordanland, bemerkte Sami El-Yousef (seit Beginn des Krieges wurde über die Kirchengemeinden eine große Anzahl von Menschen in dieser Hinsicht unterstützt, insbesondere im Bereich der Bauarbeiten, wo Maurer, Elektriker, Fliesenleger usw. beschäftigt sind). Das Patriarchat übernimmt auch die medizinischen Kosten für eine große Zahl von Kranken, die nicht versichert sind, und leistet humanitäre Hilfe für Tausende von Bedürftigen. Das Schulnetz (44 Schulen und fast 20.000 Schüler), das den Dialog des Lebens zwischen jungen Christen und Muslimen fördert, ist weiterhin aktiv (das Budget für die Schulen entspricht 76% der Bilanz des Patriarchats), außer in Gaza, wo sich nach der dauerhaften Schließung der Schulen die Frage stellt, ob die 80 Verträge der Angestellten bis zum Ende des akademischen Jahres erfüllt werden.

Der Generaladministrator des Patriarchats sagte, dass der Wiederaufbau von Gaza (60% der Häuser wurden zerstört) viel Zeit in Anspruch nehmen werde. Die psychologische und humanitäre Hilfe der Kirche für die örtliche Gemeinde, die in großer Trauer ist (32 Tote, das sind über 3% der christlichen Gemeinde), werde Priorität haben.

Bei den Debatten betonte Kardinal Filoni, dass es dringend notwendig sei, am Wiederaufbau vertrauensvoller Beziehungen zu arbeiten, um den Hass zu überwinden, der sich in den Herzen der Menschen festgesetzt hat. Die Kirche werde eine immer wichtigere Rolle spielen, um auf eine Koexistenz hinzuarbeiten, die auf der Achtung der unverjährbaren Rechte der verschiedenen Gemeinschaften beruht, im Land ihrer Vorfahren zu leben.

Der Vorsitzende der Heilig-Land-Kommission, Bartholomew McGettrick schloss sich dem an und berichtete von dem Besuch der Kommission im vergangenen März. Er betonte die Bedeutung des nächsten strategischen Plans des Patriarchats, der für den kommenden Sommer erwartet wird, um die Bemühungen des Ordens an die humanitären und pastoralen Anforderungen anzupassen, die Kardinal Pizzaballa aufstellen wird. Alle vier Vize-Gouverneure äußerten sich während der Sitzung und hoben dabei beispielsweise die Suche nach außerordentlichen Mitteln für die Unterstützung des Lateinischen Patriarchats hervor, wohingegen der Großmeister an die Notwendigkeit erinnerte, die Identität des Ordens langfristig zu bewahren, die satzungsgemäß auf dem persönlichen Beitrag der Mitglieder beruht, ähnlich dem Obolus der Witwe im Evangelium (Mk 12, 41- 44). Die Vize-Gouverneure sprachen auch über die Bedeutung des mit Spannung erwarteten Dokuments über die Ausbildung der Mitglieder und der künftigen Ordensregeln, die in Kraft treten werden, sowie über die Entwicklung des Ordens, insbesondere in Lateinamerika und Asien.

Kanzler Alfredo Bastianelli berichtete seinerseits, dass der Orden im Jahr 2023 über 1.000 neue Mitglieder aufgenommen hat. Er hofft, damit den Stand von vor der Pandemie mit fast 30.000 Mitgliedern wieder erreichen zu können. Er bestätigte, dass die Bestimmungen in Kürze fertiggestellt und ad experimuntum an die Statthaltereien geschickt werden, und freute sich über die Zahl der Anmeldungen zur Jubiläums-Pilgerreise (über 4000), die vom 21. bis 23. Oktober 2025 stattfinden wird.

Am Ende des Tages fand ein Austausch über die interne und externe Kommunikation statt, bevor der Großmeister abschließend betonte, dass die spirituelle Ausbildung der Mitglieder und die Kenntnis des Ordens – insbesondere durch die Einrichtung einer ständigen historischen Kommission – sowie die Aufnahme junger Menschen Vorrang haben, und zwar in einer missionarischen Perspektive des Wachstums und der Kontinuität im Dienst an der Mutterkirche von Jerusalem.

 

François Vayne

 

(April 2024)