Gaza: Keine Zahlen, sondern Menschen!

Der Orden und das Lateinische Patriarchat an der Seite der Bevölkerung

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Gaza maggio 2024 - 3

Zahlen werden dem nicht gerecht, was im Heiligen Land geschieht.

Es geht nicht um Zahlen, weder was die Zehntausende Toten in Gaza, noch was die am 7. Oktober in Israel niedermetzelten Menschen und die Geiseln betrifft. Es geht um Menschen, und sie sind unendlich zu zahlreich, auch noch ungerechterweise. Dennoch existieren die Zahlen und sie lassen einen erschauern.

Ausgehend von den Informationen, die uns ständig aus dem Heiligen Land erreichen, berichtete uns Sami El-Yousef, der Verwaltungsleiter des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Ende Mai über die schreckliche Lage in Gaza: „Die Statistiken, die das Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der Vereinten Nationen (OCHA) veröffentlicht hat, sind entsetzlich: 35.500 Palästinenser wurden getötet, 80.000 verletzt, wobei jeweils 60% davon ältere Menschen, Frauen und Kinder sind. 1,7 Millionen Menschen (das sind 75% der Bevölkerung) wurden innerhalb des Landes vertrieben, 60% der Häuser und 80% der kommerziellen Einrichtungen sind beschädigt. Die Ernährung von 1,1 Millionen Menschen ist ernsthaft gefährdet. Es gibt keine Stromversorgung, Kanalisation, Wasserversorgung oder Kommunikationsmittel mehr.“

Hinzu kommen die Zerstörung der Schulen und die allgemeine Unterbrechung der Dienstleistungen, ganz zu schweigen von den „17.000 unbegleiteten Kindern, die von ihren Eltern getrennt wurden und nun wahrscheinlich Waisen sind“, wie Sami El-Yousef zutiefst betrübt in Erinnerung rief.

 

Gaza maggio 2024 - 2

Nach sieben Monaten völliger Schließung konnte Seine Seligkeit Kardinal Pierbattista Pizzaballa (in Begleitung des Pfarrers von Gaza, Pater Gabriel Romanelli, der zu Beginn des Krieges in Jerusalem blockiert war) am 16. Mai endlich nach Gaza reisen und die christliche Gemeinde besuchen, die sich in der einzigen katholischen Kirche in Gaza, der Kirche der Heiligen Familie zusammengefunden hat und dort seit Beginn der Angriffe lebt.

In einer Videobotschaft, die um die Welt ging, erklärte der Großprior des Ordens: „Der Zweck dieses Besuchs besteht in erster Linie darin, bei Ihnen zu sein, Sie zu umarmen und zu unterstützen und zu versuchen zu verstehen, was getan werden kann, um Ihnen in irgendeiner Weise zu helfen.“

Der Patriarch blieb einige Tage, in denen er das schwierige – und leider mittlerweile alltägliche – Leben in Gaza mit der Rationierung von Lebensmitteln und Elektrizität sowie dem ständigen Lärm der Bombenexplosionen erlebte.

Gaza maggio 2024 - 1

Der Orden vom Heiligen Grab ist solidarisch mit allen Nöten und Tragödien, und den Rittern und Damen fehlt es nicht an Großzügigkeit. Die Unterstützung von über 1,5 Millionen Euro, die bis heute als außerordentliche Hilfeleistung dorthin gesandt wurde (zusätzlich zu den üblichen regulären Beiträgen, die monatlich vom Großmagisterium an das Lateinische Patriarchat geschickt werden), dient hauptsächlich dem täglichen Lebensunterhalt von 1.000 Menschen in Gaza (alle Menschen, die im Komplex der Kirche der Heiligen Familie untergebracht sind, sowie andere muslimische Nachbarn) sowie der Unterstützung in Palästina, wo die Lage schwierig ist.

Denn angesichts einer Rekordarbeitslosigkeit von 45% im Westjordanland wird es immer notwendiger, in die Schaffung von Arbeitsplätzen und in humanitäre Hilfe für die schlimmsten Situationen zu investieren (Nahrungsmittelzulagen, medizinische Hilfe, wirtschaftliche Beiträge zur Zahlung von Steuern und Rechnungen), die insgesamt über 12.000 Menschen zugute kamen. 

 

Giardini Vaticani, 7 giugno 2024 - 1

Es ist noch sehr schwierig, sich eine Zukunft vorzustellen. Im Moment geht es darum zu versuchen, gegenwärtig die Würde des Lebens für all diese Menschen zu erhalten, die uns als Ritter und Damen des Heiligen Grabes in gewisser Weise anvertraut sind.

Vor ein paar Tagen, am 7. Juni 2024 wurde in den vatikanischen Gärten eine Zeit der Besinnung abgehalten, um des zehnten Jahrestags jenes Gebets um den Frieden zu gedenken, das Papst Franziskus geleitet hat und zu dem er die beiden Präsidenten Israels und Palästinas, Shimon Peres und Mahmoud Abbas an seiner Seite versammelt hatte. Zehn Jahre später beten wir weiterhin dafür, dass der Frieden blüht, dass die Entscheidung für den Frieden getroffen wird und dass Frieden aufgebaut wird, auch wenn dies heute noch schwieriger zu sein scheint.

Dabei bitten wir Mitglieder des Ordens vom Heiligen Grab um den Beistand derjenigen, die die Königin des Friedens ist und alles in ihrem Schoß trägt: Maria, die Königin von Palästina und unsere Schutzpatronin.

 

 

Elena Dini

 

 

(Juni 2024)