Hebräisch sprechende Katholiken und Migranten: Das pastorale Wirken des Lateinischen Patriarchates
Das Vikariat Sankt-Jakobus und das Vikariat für die Migranten und Asylbewerber unterstehen der Verantwortung von Pastoralvikar Pater Rafic Nahra. Hier stellt er für das Jahrbuch Jerusalem-Kreuz die Geschichte und den Auftrag dieser beiden Vikariate vor.
Etwas über vierundsechzig Jahre sind seit der Gründung des Werkes Sankt-Jakobus vergangen, das sich im Lauf der Zeit weiterentwikkelt hat und schließlich zum Vikariat Sankt-Jakobus für die hebräisch sprechenden Katholiken in Israel wurde. Die erste Etappe zur Einrichtung des Vikariates war die Ernennung von Msgr. Jean-Baptiste Gourion im Jahr 1990, dem Patriarchalvikar für die hebräisch sprechenden Katholiken (der 2003 dann zum Bischof geweiht wurde). Nach dem Tod von Msgr. Gourion im Jahr 2005 übernahm Pater Pierbattista Pizzaballa (damals Kustos im Heiligen Land) von 2005 bis 2009 das Amt des Patriarchalvikars für die hebräisch sprechenden Katholiken. Ihm folge von 2009 bis 2017 Pater David Neuhaus in diesem Amt nach, und in der Amtszeit von Pater David bekam das Vikariat Sankt Jakobus seine offiziellen Statuten vom Heiligen Stuhl, in denen seine besondere Identität und sein spezieller Auftrag betont werden. Seit 2017 habe ich das Amt des Vikars inne.
Unser Vikariat, das genauso die hebräisch wie die russisch sprechenden Katholiken umfasst, ist ein fester Bestandteil des Lateinischen Patriarchates und ist hauptsächlich in den großen Ballungszentren aktiv. Es gibt hebräisch sprechende Gemeinden in Jerusalem, Jaffa, Beersheva, Haifa und Tiberias, wobei die Gläubigen der benachbarten Städte und Dörfer den Weg zu diesen Gemeinschaften auf sich nehmen.
Was die russisch sprechenden Gemeinschaften angeht, so versammeln sich die beiden größten regelmäßig jede Woche in Latrun und Haifa zum Gebet. Dazu kommen andere kleine Gemeinschaften, die sporadisch zusammenkommen. Elf Priester versehen ihren Dienst in unseren Gemeinschaften, zwei davon sind derzeit schon im Ruhestand. Die Familien unseres Vikariates stammen mehrheitlich aus der Mittelklasse.
Eine ihrer Hauptherausforderungen ist die Weitergabe des Glaubens: Die meisten unserer Kinder gehen in öffentliche israelische Schulen (weil es keine christlichen Schulen gibt, in denen Hebräisch gesprochen wird) und als Minderheit, die in einem stark säkularisierten Umfeld leben, sind sie in Gefahr, ihre christliche Identität zu verlieren. Deshalb engagiert sich unser Vikariat sehr stark in der Jugendseelsorge.
Durch sein Lebensumfeld ist das Vikariat Sankt- Jakobus besonders empfänglich für die Beziehungen mit der jüdischen Welt, es handelt es sich in erster Linie um nachbarschaftliche Beziehungen. Einige unserer Priester und Gläubigen haben sich aus im interreligiösen Dialog engagiert, der bei zahlreichen Gelegenheit Juden und Muslime einschließt.
Die Seelsorge unseres Vikariates bei den Migranten begann 2010 als Pater David Neuhaus mit einigen Mitarbeitern anfing, philippinischen Kindern im Süden von Tel Aviv, die in eine israelische Schule gehen und deren Hauptsprache Hebräisch ist, Religionsunterricht auf Hebräisch zu geben. Zudem begannen wir 2014 Kindertagesstätten für die Kinder der Migranten und Asylbewerber im Alter von 3 Monaten bis 3 Jahren einzurichten, da ihre Eltern gezwungen sind, den ganzen Tag zu arbeiten, um ihren Lebensunterhalt und den ihrer Kinder zu verdienen.
Wir entwickeln auch eine Jugendpastoral, um sie zu begleiten, auszubilden und ihnen zu ermöglichen, sich in der Kirche vor Ort und in der israelischen Gesellschaft einzugliedern. Die Entwicklung von Aktivitäten für die Migranten und ihre Kinder führte an Pfingsten 2018 zur Errichtung des Vikariates für die Migranten und Asylbewerber im Rahmen des Lateinischen Patriarchates.
Es sei mir erlaubt, von ganzem Herzen den Mitgliedern des Ordens vom Heiligen Grab zu danken, die dem Vikariat Sankt-Jakobus seit einigen Jahren helfen, sich zu entfalten und es geistig und materiell bei seinem Auftrag unterstützen. Ich danke den Rittern und Damen auch für ihre Aufmerksamkeit und ihren ständigen Eifer, mit dem sie das seelsorgerliche Wirken das Patriarchates für die Migranten und ihre Kinder unterstützen, um ihnen zu ermöglichen, ein würdiges Leben zu führen, obwohl ihre Existenzbedingungen prekär und in verschiedener Hinsicht anfällig sind.
Pater Rafic Nahra
Patriarchalvikar
(Frühling 2019)