„Bildung ist die einzige Ressource, die wir haben, sie ist wichtiger als Nahrung“

Besuch der Heilig-Land-Kommission des Großmagisteriums in Palästina und in Israel

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Vom 9. bis 15. März haben die drei Mitglieder der Heilig-Land-Kommission des Großmagisteriums – ihr Vorsitzender Bart McGettrick sowie Tim Milner und Detlef Brümmer – ihren halbjährlichen Besuch bei den Menschen unternommen, denen die Projekte des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem zugute kommen, die der Orden finanziell unterstützt. Begleitet wurden sie von Donata Maria Krethlow-Benziger, Statthalterin für die Schweiz und Liechtenstein, von Donna Milner und dem Leiter der Kommunikationsabteilung des Ordens in Rom, François Vayne.

 

Bei einem ersten Treffen in den Räumlichkeiten des Lateinischen Patriarchats mit dem Generaladministrator Sami El-Yousef und seinen Mitarbeitern wurde deutlich, dass die derzeitigen Prioritäten in einem vom Krieg geprägten Umfeld die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Ausbildung sind. Angesichts der schweren Krise in Palästina, die den Tourismus und die Pilgerreisen stark beeinträchtigt, entscheiden viele Christen auszuwandern, sobald sie können, während die anderen stark von der Unterstützung des Patriarchats abhängig sind. Die Pfarreien in Palästina – in Taybeh, Ramallah, Jericho usw. – schicken täglich E-Mails an das Patriarchat zugunsten von Familien, die im Hinblick auf die Kosten für Schulen, Lebensmittel oder Medikamente zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Die Niederlassungen jüdischer Siedler nehmen zu und die arabischen Städte sind wie im Belagerungszustand, umringt von Dutzenden von Checkpoints, die die Bewegungsfreiheit verwehren.

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Am ersten Tag, Montag, den 10. März, machte sich die Kommission vor Ort ein Bild von der Situation in Beit Jala und Bethlehem. Im Seminar in Beit Jala, dem „Herz der Diözese“, in dem seit der Wiedererrichtung vor rund 170 Jahren Priester ausgebildet werden, berichtete der Rektor Pater Bernard Poggi von den Problemen mit Visa für Seminaristen aus Jordanien, einem Land, das zum Gebiet des Lateinischen Patriarchats gehört. Er fragte sich, ob angesichts des regionalen politischen Kontexts nicht eine Außenstelle des Seminars in Jordanien eingerichtet werden sollte. Auf praktischer Ebene legte er der Kommission ein Projekt zur Instandsetzung des Wasserkreislaufs des Gebäudes vor, das aufgrund von Bakterienbefall notwendig geworden ist.

An der Universität Bethlehem traf die Kommission an der Seite des Vizekanzlers, Bruder Héctor Hernán Santos González mit jungen Studenten zusammen, die – manchmal unter Tränen – ihr Leid schilderten, wie sie auf dem Weg zum Unterricht mit Demütigungen an den Checkpoints konfrontiert werden. „Bildung ist die einzige Ressource, die wir in Palästina haben, sie ist wichtiger als Nahrung“, sagten sie im Wesentlichen. Sie betonten auch die Hoffnung, die das AFAQ-Projekt darstellt, das es jungen Studenten ermöglicht, Arbeitsmöglichkeiten zu finden, was dank der Zusammenarbeit der Universität mit dem Patriarchat auf der Grundlage der vom Orden gesandten Unterstützung (die Gesamtbeihilfe des Ordens entspricht 25% des Jahresbudgets des Patriarchats) möglich wird.

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Am nächsten Tag, Dienstag, den 11. März, war die Kommission in Ain Arik und anschließend in Ramallah, wo die Heilige Familie auf der römischen Straße vorbeigekommen sein soll, die Nazareth mit Jerusalem verband. Pater Firas Abedrabbo, der Pfarrer von Ain Arik, vertiefte das Thema der Ausbildung und der Betreuung der jungen Menschen und erzählte den Besuchern, wie muslimische Eltern sich für die Rettung der örtlichen Pfarreischule eingesetzt haben, da sie wollten, dass ihre Kinder dort eine vor Fundamentalismus geschützte Ausbildung erhalten. Gemeinsam mit Pater Louis Salman, dem Leiter der Jugendpastoral in Palästina, führte der Pfarrer die Besucher durch das Zentrum, das auf einem Hügel oberhalb seiner Kirche errichtet wurde und in dem die Aktivitäten junger Christen aus der ganzen Region stattfinden.

Am Nachmittag hatte der Leiter der 13 Schulen des Patriarchats in Palästina (zwei davon in Gaza), Pater Yacoub Rafidi, Pfarrer von Ramallah, ein Treffen mit seinem Team organisiert. Er betonte, wie schwierig es aufgrund der niedrigen Gehälter sei, die im katholischen Bildungswesen gezahlt werden, Berufungen für das Lehramt zu wecken, da viele junge Menschen lieber Berufe im sozialen Bereich ergreifen. Höhere Gehälter für Lehrer würden es dem katholischen Bildungswesen ermöglichen, sich in Zukunft zu verstärken. Der Pfarrer von Zababdeh in der Nähe von Jenin, der bei dem Treffen anwesend war, berichtete von den Bemühungen der Lehrer, Online-Unterricht anzubieten, da viele Schüler wegen der Checkpoints zu Hause festsitzen und von den israelischen Patrouillen bewaffneter Soldaten und Panzer terrorisiert werden, die in ständiger Verletzung des Oslo-Abkommens durch Palästina ziehen.

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Am Mittwoch, den 12. März, fuhr die Kommission nach Galiläa im Norden Israels, nach Haifa und dann nach Reina, in der Nähe von Nazareth und des Sees Genezareth. In Haifa führte der Leiter der Jugendpastoral in Israel, Pater Ramez Twal die Kommission durch das kürzlich eröffnete Zentrum für Jugendliche und Familien. Er stellte die Initiativen vor, die für die Jugendlichen durchgeführt werden, unter denen viele melkitische Katholiken sind. Dazu gehört ein bedeutendes festliches Gebetstreffen an jedem 25. November, dem Christkönigsfest, und dieses Jahr auch eine Wallfahrt nach Rom.

In einer Videokonferenz aus Mailand, wo Msgr. Rafic Nahra, Patriarchalvikar für Israel, sich auf einer Reise befand, beschrieb er insbesondere den säkularisierten Kontext der israelischen Gesellschaft, der die Öffnung des Herzens für Gott und die anderen nicht fördert und es kompliziert macht, jungen Menschen und Familien den christlichen Glauben nahezubringen. Pater Elie Kurzom, Leiter der Familienpastoral in Israel, der sich auf ein dynamisches Team stützt, bezeugte gegenüber der Kommission seine Hoffnung trotz dieser gesellschaftlichen Hindernisse, während er derzeit eine Jubiläumswallfahrt für Familien nach Rom vorbereitet, die im kommenden Mai geplant ist.

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Der Besuch wurde in Reina, einer arabischen Stadt im Norden Israels fortgesetzt, wo Pater Ibrahim Shomali – Pfarrer und Leiter der Katechese in Israel – die Lebendigkeit der Kirche vor Ort bezeugte. Er erklärte, dass 85% der Schüler in der Pfarreischule Christen seien und es daher wichtig ist, in die Zukunft zu investieren.

Am Donnerstag, dem 13. März, kehrte die Heilig-Land-Kommission nach Jerusalem zurück und besuchte in Begleitung von Dima Khoury, die im Patriarchat für soziale Fragen zuständig ist, christliche Familien, die dank des Ordens in Wohnungen in der Altstadt untergebracht sind. Diese Menschen erzählten ihre Geschichten mit Würde und Tapferkeit, wobei alle betonten, dass die Ausbildung ihrer Kinder Vorrang vor Nahrungsmitteln habe. Die meisten hatten seit Weihnachten kein Fleisch mehr gegessen, andere hatten während des Ramadans ein paar Stücke Huhn von muslimischen Nachbarn geschenkt bekommen.

Anschließend fand in den Räumlichkeiten des Patriarchats ein Treffen mit Pater Mathew Coutinho, dem Leiter des Vikariats für Migranten, und seiner Mitarbeiterin Schwester Gabriele Penka statt, bei dem das Drama beleuchtet wurde, das katholische Gastarbeiter (etwa 70.000 Personen aus Asien oder Afrika) in Israel erleben, deren Situation sehr prekär ist.

 

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Ihre Anwesenheit ist jedoch ein Zeichen für die Universalität der Kirche.

Am Nachmittag ermöglichte eine Videokonferenz den Mitgliedern der Kommission, mit Pfarrer Gabriel Romanelli live in Gaza zu sprechen, als die Waffenruhe noch nicht gebrochen war. Der Pfarrer von Gaza sprach von der Energie der Verzweiflung, mit der seine Gemeindemitglieder zu überleben versuchen, ohne Wasser und Strom, wobei die Kinder mit den verfügbaren Mitteln auf allen Etagen der Schule der Rosenkranzschwestern – der einzigen noch nutzbaren Schule im Gazastreifen – sogar in der Küche und auf den Balkonen schulisch betreut werden.

Am Ende dieses intensiven Besuchs in Palästina und Israel fand am 14. März ein Abschlusstreffen mit den Mitarbeitern der Verwaltung des Patriarchats statt, bei dem der Bericht der Kommission, der sich auf die Unterstützung von Beschäftigung und Ausbildung konzentriert, zum ersten Mal vorgestellt wurde. Der nächste Arbeitsaufenthalt der Kommission wird voraussichtlich im Herbst in Jordanien stattfinden.

 

 

François Vayne

(März 2025)