Die Kapitelkirche der Statthalterei für Belgien

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Chiesa Capitolare Belgio Nostra Signora delle Vittorie al Sablon-Bruxelles - 1

Die Kirche Notre-Dame des Victoires au Sablon in Brüssel wurde durch die Gilde der Armbrustschützen im 15. Jahrhundert erbaut, denn nachdem dort die wundertätige Statue der Jungfrau Maria aufbewahrt wurde, die mit dem Schiff aus Antwerpen gekommen war, strömten viele Pilger dorthin.

Die Prozession der wundertätigen Statue um die Kirche herum ist der Ursprung des Brüsseler Ommegangs. Das ist ein niederländisches Wort und bedeutet „um herum gehen“. Jedes Jahr zieht dieser Umzug mit 1400 Statisten in Kostümen aus dem 16. Jahrhunderts, die die Gestalten von Karl V. und seinem Sohn, dem späteren König Philipp II. umgeben, noch immer von der Kirche zum Grand Place.

Dieser Perle im gotischen Stil kam im Laufe der Jahrhunderte die Großzügigkeit der Familien Habsburg, Thurn und Taxis und von Arenberg zugute.

Die Habsburger kamen oft dorthin, und zum Beispiel wurde die Schwester von Karl V., Maria von Ungarn hier getauft. Zu dieser Zeit wurden wunderschöne Kirchenfenster eingebaut, die leider von einem Wirbelsturm zerstört wurden. Erst im 19. und 20. Jahrhundert wurden die derzeitigen Glasfenster eingebaut, auf denen man Heilige sieht, die von über 300 Wappen umgeben sind.

Die Kirche enthält zahlreiche Grabdenkmäler, darunter die prächtige barocke Grabkapelle, in der etwa 15 Prinzen der Thurn und Taxis in einer Krypta ruhen.

Der Name „Unsere Liebe Frau vom Sieg“ ruft den glanzvollen Sieg der christlichen Flotte bei Lepanto gegen die Osmanen am 7. Oktober 1571 in Erinnerung.

Die Kirche wurde 1930 zur Kapitelkirche der Statthalterei für Belgien des Ordens vom Heiligen Grab.

Am Sonntag, den 3. Mai 1931 fand hier die kanonische Einsetzung des Nationalkapitels des Ordens statt. Zuvor hatte bereits 1867 Erzbischof Valerga, der erste Lateinische Patriarch in Jerusalem der Neuzeit, in der Kirche von Sablon die Chorfresken geweiht, die bei der Entfernung des Chorgestühls aufgefunden worden waren.

Zwei große Glasfenster, ein Geschenk der belgischen Statthalterei des Ordens vom Heiligen Grab, wurden 1933 im Chorraum eingesetzt.

Das eine stellt die Investitur eines Ritters durch den damaligen Kardinal Van Roey dar, das andere den 1558 in Hoogstraten von einem Antwerpener initiierten Versuch, einen Orden des Heiligen Grabes zu gründen, indem er die zahlreichen Ritter versammelte, die in Jerusalem vom Pater Kustos investiert worden waren. Man bot König Philipp II. die Herrschaft darüber an, der sie jedoch ablehnte.

Jedes Jahr feiert die Statthalterei für Belgien dort die Messe für die Verstorbenen, die Investiturfeiern und das Fest Unserer Lieben Frau Königin von Palästina. In der Karwoche nehmen die Ordensmitglieder zahlreich an den Feiern teil.

Die Kirche ist auch Treffpunkt für die beiden Gilden der Armbrustschützen, für den Ommegang, die Messen für Europa, für die Bruderschaft des Heiligen Yves und andere fromme Bruderschaften.

 

Daniel van Steenberghe

 

(Mai 2024)