Der Dialog zwischen den Statthaltereien: ein Moment gemeinsamer Reflexion

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Il dialogo fra Luogotenenze momento di riflessione comune - 1

Als ich mein Amt als Generalgouverneur antrat, habe ich festgestellt, dass – von einigen wenigen Fällen abgesehen – der „horizontale“ Dialog zwischen den Statthaltereien sehr begrenzt war. Jede Statthalterei bezog sich auf die Leitung in Rom und in der Regel tauschte sie mit den anderen Statthaltereien weder ihre Erfahrungen aus, noch trat sie mit ihnen in einen Dialog. Dies führte zu einer Art Selbstbezogenheit jeder lokalen Gegebenheit des Ordens, die in ihrer Autonomie, wenn nicht gar in ihrer Isolation, manchmal Gewohnheiten und interne Verfahren hervorbrachte, die sich vollkommen von denen unterschieden, die sich andere Statthaltereien zu eigen gemacht hatten.

Bei meiner Teilnahme an verschiedenen Feiern stellte ich im Laufe der Zeit einige Unterschiede fest, die dem einheitlichen Bild des Ordens nicht förderlich waren, sondern im Gegenteil eine „Regionalisierung“ der Rituale zu betonen schienen. Auch waren am Rande der formellen Feiern keine Momente der Begegnung, der Reflexion und des erweiterten Dialogs mit einer gemeinsamen Herangehensweise vorgesehen.

Ich hielt es daher für angebracht, das Thema innerhalb des Präsidiums des Großmagisteriums anzusprechen. Nachdem ich dort auf positive Unterstützung gestoßen war, schlug ich dem Großmeister vor, neue Angebote zu aktivieren, um den „übergreifenden“ Dialog zu fördern. Das Hauptziel bestand darin, Treffen zwischen einander nahestehenden Statthaltereien zu fördern, die ähnliche Probleme haben oder die aufgrund ihrer Entfernung oder Größe darauf angewiesen sind, sich größeren Statthaltereien anzunähern. Hinzu kam die Feststellung, dass Treffen nach kontinentalen geografischen Zonen (insbesondere im Fall von Europa) zu viele Teilnehmer hatten, um eine echte Debatte, geschweige denn einen Dialog zu ermöglichen. All dies veranlasste mich dazu, Sektoren-Treffen zwischen Statthaltereien zu fördern, die sich in geographischer Nähe befinden. So wurden für die Zone Europa Treffen zwischen den iberischen, italienischsprachigen, englischsprachigen und deutschsprachigen Statthaltereien, denen der nordischen Länder sowie von Mittel- und Osteuropa organisiert. Ebenso werden regelmäßig Zonentreffen zwischen den Statthaltereien von Nordamerika, Lateinamerika, Asien und dem Pazifikraum organisiert.

In den letzten Jahren haben wir uns daher stark um die Kommunikation bemüht, was eine größere Gleichförmigkeit und einen ausgeprägteren Geist der Zugehörigkeit zum Orden begünstigt hat. Die kleinen isolierten „Lehen“ sind zugunsten einer großen Familie verschwunden, in der Dialog und Austausch die Regel sind.

Dieser Prozess kam vor allem den mittelgroßen und kleinen oder geografisch isolierteren Statthaltereien zugute, die von den Erfahrungen der stärker strukturierten und international ausgerichteten Statthaltereien lernen sowie Unterstützung und Denkanstöße erhalten konnten. So wurden interessante Erfahrungen mit gemeinsamen Feiern mehrerer Statthaltereien aus demselben geografischen Gebiet, mit Treffen und Gesprächsrunden, mit gemeinsamen Pilgerreisen ins Heilige Land oder zu anderen sinnigen Wallfahrtsorten gemacht. In einigen Fällen haben „transkontinentale“ Einladungen Statthaltereien aus ganz entfernten Regionen in der Form und im Geist der Zugehörigkeit zum Orden zusammengeführt. Bei der Consulta 2023 haben wir bewusst versucht, Arbeitsgruppen mit Vertretern aus weit entfernten Ländern zusammenzustellen.

Die etablierte Sitte des Austauschs von Einladungen zwischen den Statthaltern hat sich derart entwickelt, dass sie einige allgemeine Richtlinien verdient (die von den Statthaltern bereits weitgehend befolgt werden und die ich hier zum Nutzen aller wiederhole), um eine Regelung auf der Ebene der Leitung und Verwaltung einzurichten.

Im Folgenden finden Sie daher einige Leitlinien, die vom Kardinal-Großmeister gebilligt wurden.

1 - Jeder Statthalter oder Magistraldelegierte hat die Freiheit, zur Teilnahme an seinen Feiern Vertreter der Statthaltereien einzuladen, mit denen er eine besondere Beziehung des Dialogs pflegen möchte, um Erfahrungen und Fragen auszutauschen, die am besten gemeinsam behandelt werden können, und ihnen die Teilnahme an geselligen Veranstaltungen anzubieten, für die er bestimmte logistische Kosten übernimmt. Es ist jedoch üblich, dass die Reise- und Unterbringungskosten grundsätzlich von den Gästen persönlich getragen werden.

2 - Die Ausgaben von Ehepartnern, Freunden oder Familienmitgliedern, die den Statthalter begleiten, sind privater Natur und müssen von den Betroffenen selbst getragen werden.

3 - Bei der Auswahl der einzuladenden Statthalter – ohne die mehr als willkommenen Beziehungen der Nähe und oft sogar der Freundschaft in Frage stellen zu wollen, die sich ergeben – ist es auch ratsam, auf die Beurteilung des Generalgouverneurs oder der Vize-Generalgouverneure zurückzugreifen, die einen Überblick über die Problematik des betreffenden Gebiets haben und geeignete Vorschläge machen können, die zum Ziel haben, einen wirklich nützlichen Dialog zu fördern. Idealerweise sollten sich diese Einladungen nicht wiederholen, sondern stattdessen so abwechselnd und innovativ wie möglich sein, um die Verbreitung von Erfahrungen zu ermöglichen.

4 - Jeder Statthalter, der zu den Feiern einer anderen Statthalterei eingeladen wird, kann ein Mitglied seines Rates beauftragen, ihn zu vertreten. In diesem Fall wird diese Person genauso behandelt, wie der Statthalter behandelt worden wäre.

5 - Wenn die Einladung eine vom Kardinal- Großmeister gefeierte Investiturzeremonie betrifft, sollte den eingeladenen Statthaltern die Möglichkeit gegeben werden, an den Besprechungen, Gesprächen oder Diskussionen teilzunehmen, die aus diesem Anlass stattfinden.

6 - Es ist wünschenswert, dass jeder Statthalter oder Magistraldelegierte den Generalgouverneur über Einladungen informiert, die an bestimmte Autoritäten gerichtet werden, oder ihm die Organisation besonderer Veranstaltungen aus Anlass dieser Feiern mitteilt.

7 - Im Fall von Veranstaltungen am Rande einer Investiturfeier oder von Statthalter-Treffen eines Sektors oder einer Region möchte ich betonen, dass die eventuelle Teilnahme an diesen Treffen von Gästen oder Ehepartnern, die nicht Mitglieder des Ordens sind, sorgfältig geprüft werden muss. Sie darf nämlich den pädagogischen Charakter des Treffens nicht beeinträchtigen und eine sachliche Debatte zwischen den wirklichen Mitgliedern nicht verhindern oder stören. In der Tat müssen diese Treffen, die nicht im Entferntesten einen nur sozialen und geselligen Charakter haben, eine Zeit der gemeinsamen Reflexion, der Diskussion und des Engagements darstellen, der sich nicht mit der Anwesenheit von Personen vereinbaren lässt, die keine Ordensmitglieder sind, selbst wenn es sich um Familienmitglieder handelt.

 

Leonardo Visconti di Modrone
Generalgouverneur

 

(Oktober 2024)