Wie kann man die Verzweiflung im Heiligen Land lindern?

Herbstversammlung des Großmagisteriums (11. November 2025)

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La riunione d'autunno del Gran Magistero 2025 - 1

„Wir haben beschlossen, diese Sitzung in gemischter Form abzuhalten (teils per Videokonferenz, teils in Präsenz), um den Mitgliedern, die nicht in Italien wohnen, nicht zuzumuten, so kurz nach der Jubiläumswallfahrt im Oktober erneut nach Rom zu reisen, und um die Reisekosten zu begrenzen“, erklärte der Generalgouverneur, Botschafter Leonardo Visconti di Modrone zu Beginn der Herbstsitzung des Großmagisteriums am 11. November, die im vorübergehenden Sitz des Ordens in der Nähe der Piazza Cavour in Rom stattfand.

In seinen Einleitungsworten bezog sich Großmeister Kardinal Fernando Filoni auf die Ansprache von Papst Leo XIV. an die Pilger des Ordens, die zum Jubiläum nach Rom gekommen waren, und wies darauf hin, dass dieser wichtige Text in den kommenden Jahren als Bezugspunkt dienen werde.

Der Generalgouverneur hieß anschließend ein neues Mitglied des Großmagisteriums, Michael Byrne willkommen, Ehrenstatthalter für England und Wales, der nach zwei erfolgreichen Amtszeiten an der Spitze dieser Statthalterei zum Mitglied dieses höchsten Gremiums berufen wurde, das – wie in Artikel 8 der Satzung festgelegt ist – „den Kardinal-Großmeister bei der Leitung des Ordens unterstützt”.

Der Generalgouverneur setzte seine Ansprache mit dem Hinweis fort, dass die Tragödie, die das Heilige Land heimgesucht hat, außerordentliche Auswirkungen auf die Großzügigkeit der Mitglieder des Ordens hatte, deren Spenden sowohl in Form von regulären, in der Satzung vorgesehenen Beiträgen als auch in Form von Sonderbeiträgen als Antwort auf humanitäre Appelle sowie in Form von Sonderzuwendungen und Spendenaktionen gestiegen sind. „Im Laufe dieses Jahres haben wir insgesamt mehr als 20 Millionen Euro ins Heilige Land geschickt. Allerdings konnten die Pilgerreisen aufgrund der anhaltenden Befürchtungen und Risiken nicht in dem gewünschten Umfang wieder aufgenommen werden können, was negative Auswirkungen auf die mit dem religiösen Tourismus verbundenen wirtschaftlichen Aktivitäten hat. Der Großmeister ist im August dieses Jahres ins Heilige Land gereist, und andere folgten seinem Beispiel, aber wir sind weit von den Pilgerzahlen der Jahre vor dem Krieg und der COVID entfernt“, erklärte er.

Unter den neuen Initiativen des Ordens erwähnte der Generalgouverneur insbesondere die Gründung einer Stiftung des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem nach italienischem Recht, die am 27. Oktober dieses Jahres notariell beurkundet wurde. Sie richtet sich nach den Grundsätzen des „dritten Sektors“ aus und dient der Unterstützung wirtschaftlicher und kommerzieller Projekte des Ordens, für die es dienlich war, aus steuerlichen Gründen und zur Erleichterung der Verwaltung aus der direkten Zuständigkeit des Ordens herausgenommen zu werden. In rechtlicher Unabhängigkeit und Gemeinnützigkeit kann sie auch kommerzielle Aktivitäten ausüben, wie die Verwaltung des Museums, die Herausgabe von Publikationen, die Förderung kultureller, sozialer und werblicher Aktivitäten, die Organisation von Wohltätigkeitsveranstaltungen und Repräsentationsveranstaltungen”, fügte Botschafter Visconti di Modrone hinzu.

Zudem teilte er der Versammlung mit, dass „die Umbau- und Restaurierungsarbeiten am Palazzo Della Rovere nach dem mühsamen Erwerb aller erforderlichen Genehmigungen begonnen haben und parallel sowohl für den Museumsteil, der als erster fertiggestellt werden soll, als auch für den Hotel- und Büroteil fortgesetzt werden, der 2027 fertiggestellt werden soll”. Er rief in Erinnerung, dass „die Kosten für diese Arbeiten vollständig vom Mieter, der Firma Fort Partners getragen werden, die auch die Kosten für die Anmietung der provisorischen Büros übernommen und mit einer Spende von 800.000 Euro zur Verwirklichung des Museums beigetragen hat, zusätzlich zu dem Beitrag von 500.000 Euro, den die italienische Regierung geleistet hat”.

Gemäß der vorgesehenen Tagesordnung sprach Kardinal Pierbattista Pizzaballa während dieser Sitzung live aus Jerusalem und dankte zunächst dem Orden, der durch seine regelmäßige und stabile finanzielle Unterstützung sowie durch die Besuche und Botschaften seiner Mitglieder im Namen des Heiligen Stuhls und der Weltkirche der Lateinischen katholischen Kirche im Heiligen Land Sicherheit und Gelassenheit vermittelt. In Bezug auf die Lage in Gaza informierte er über die Einrichtung eines Nothilfezentrums (Jerusalem Response Hub), das sich speziell und langfristig für die leidgeprüfte Bevölkerung dieses zerstörten Gebiets einsetzen wird. „Es geht in erster Linie darum, die Hilfe zu organisieren und zu koordinieren“, erklärte er sehr realistisch. In Gaza liegen die identifizierten Prioritäten beim Wiederaufbau von Schulen, der Verteilung von Medikamenten und der Einrichtung einer Kantine für die Verteilung von Mahlzeiten, bis der Wiederaufbau der Stadt und der Häuser abgeschlossen ist, was Jahre dauern wird. Das Patriarchat will diesen Notfällen mit logistischer und rechtlicher Unterstützung (Response Hub) begegnen, im Hinblick auf den Wiederaufbau und die Wiederaufnahme der Aktivitäten.

Was das Westjordanland betrifft, wo Christen und Muslime in derselben Not vereint sind, angesichts der Erstickung der lokalen Bevölkerung, die ohne Arbeit und Ressourcen ist und den ständigen Angriffen der israelischen Siedler ausgesetzt ist, zeigte sich der Patriarch beunruhigt über das Ausbleiben von Pilgern, denn die Pilger können als einzige die wirtschaftliche Aktivität der palästinensischen christlichen Familien, insbesondere in Bethlehem wiederbeleben.

Der Patriarch betonte, wie wichtig es sei, die pastoralen Aktivitäten zu verstärken. Er sprach auch über die Notwendigkeit der Ausbildung erwachsener Gläubiger, die spirituelle Unterstützung benötigen, was insbesondere in Israel, beispielsweise in Nazareth, eine entscheidende Herausforderung für die nächsten Generationen darstellt, da es dort einen gravierenden Mangel an religiösen Berufungen gibt. Zu diesem Zweck sprach der Patriarch über die Bedeutung der katholischen Bildungsmission. Er betonte die Notwendigkeit der Ausbildung von Religionslehrern und der Anerkennung ihres Auftrags in Form einer „missio canonica”. Schließlich brachte er seinen Wunsch zum Ausdruck, dass die Feier des Hochfestes der Geburt des Herrn in diesem Jahr mit einer besonderen Prachtentfaltung vorbereitet wird, um den Gläubigen, die durch den Konflikt und die Kolonisierung der palästinensischen Gebiete seelisch schwer getroffen sind, ein Zeichen der Vitalität zu geben.

Der Schatzmeister Saverio Petrillo stellte den für 2026 vorgesehenen Haushalt mit Einnahmen von über 15 Millionen Euro vor, der unter Berücksichtigung der monatlichen Überweisung an das Lateinische Patriarchat und der Ausgaben des Ordens einen Überschuss von 800.000 Euro vorsieht: genug, um die Unterstützung für das Heilige Land fortzusetzen.

Sami El-Yousef, Generalverwalter des Lateinischen Patriarchats, beschrieb von seinem Büro in Jerusalem aus detailliert die Lage vor Ort und die Bedürfnisse der christlichen Gemeinschaft. Nach einem Überblick über die betrüblichen Auswirkungen des Krieges auf die Region erklärte er, wie sich die Anträge auf humanitäre Hilfe im Jahr 2025 vervierfacht haben, und zwar in Bezug auf die medizinische Versorgung älterer Menschen mit chronischen Krankheiten, medizinische Notfälle für Menschen, die Zugang zu einer Krankenversicherung haben, die Zahlung von Schulgebühren, die Bitte von jungen Menschen und Frauen, zum Empowerment-Programm zugelassen zu werden, und die Suche nach einem Platz in der Arbeitswelt.

In Gaza, wo die Nothilfe die Dienste des Patriarchats mobilisiert hat, könnte die Zahl der Begünstigten 250.000 Menschen überschritten haben. Seit der Waffenstillstand erklärt wurde, richtet sich die Aufmerksamkeit zunehmend auf Ausbildung, Wohnraum, Schaffung von Arbeitsplätzen und Gesundheit.

Im Westjordanland werden Arbeitsplätze geschaffen, aber in Jerusalem wird der Sozialhilfe (Lebensmittelmarken, finanzielle Unterstützung, Hilfe bei der Zahlung von Miete, Wasser, Strom und unbezahlten Gemeindesteuern) Vorrang gegeben, sowie der Schaffung von Arbeitsplätzen in Form von Tagesarbeit für die Umsetzung von Projekten, den Praktika von 3 bis 6 Monaten und den Maßnahmen, die die Entwicklung kleiner Unternehmen fördern.

Das Patriarchat übernimmt die Schulkosten für sehr viele Familien, insbesondere dank der Kampagne der nordamerikanischen Statthaltereien für Schulen, in denen fast 19.000 Schüler unterrichtet werden, darunter etwa 58 % Christen. „Die Verzweiflung lindern”, wie er es ausdrückt, ist die Aufgabe, der sich das Patriarchat in Gaza wie auch im Westjordanland verschrieben hat, indem es in Jordanien und Israel versucht, die seelsorgerische Unterstützung für Christen zu festigen, die oft versucht sind auszuwandern. Die pastoralen Aktivitäten haben in der Tat einen bedeutenden Aufschwung erfahren: Sommerlager, Sommeraktivitäten der Jugendseelsorge und der Pfadfindergruppen.

Der Vorsitzende der Heilig-Land-Kommission, Bart McGettrick berichtete über den Besuch der Mitglieder der Kommission in Jordanien (siehe unseren Artikel im Newsletter 78 vom vergangenen Oktober, Seiten 11-12) und betonte wie wichtig in der Zukunft die physische und menschliche Wiederherstellung nach Beendigung der Feindseligkeiten sei.

Die Vize-Gouverneure – Tom Pogge aus den Vereinigten Staaten, John Secker in einem schriftlichen Bericht, Jean-Pierre de Glutz und Enric Mas in Präsenz – sprachen anschließend über Themen, die noch intern geprüft werden, bevor sie ihren Standpunkt zur Entwicklung des Ordens in den ihnen anvertrauten geografischen Gebieten darlegten, wobei sich überall bemerkenswerte Fortschritte abzeichnen, insbesondere in Lateinamerika, wo in Ecuador und Chile bald Gruppen von Rittern und Damen entstehen könnten.

Kanzler Bastianelli, der für die Kommission der Ernennungen und Rangerhöhungen zuständig ist, wies seinerseits darauf hin, dass die Eintritte in den Orden mit derzeit 1051 Aufnahmen weiterhin die Todesfälle ausgleichen, sodass die Zahl der Mitglieder weltweit fast 30.000 erreicht.

Zum Abschluss des Treffens kam der Großmeister noch einmal auf die Bedeutung der spirituellen Begleitung im Orden zurück, der sein neues Buch gewidmet ist, um in den Fußstapfen der Heiligen zu wandeln. Es trägt den Titel „I miei giorni sono nelle tue mani” („In Deiner Hand steht meine Zeit”) und ist vorerst auf Italienisch erschienen. Der Erlös kommt dem Orden zugute und wird für Werke im Heiligen Land verwendet. In diesem Zusammenhang kündigte er die bevorstehende Veröffentlichung eines Buches über den Heiligen Bartolo Longo an, das von Msgr. Tommaso Caputo, Erzbischof-Prälat von Pompeji und Assessor des Ordens verfasst wurde, und bestätigte die Gründung einer Vereinigung der Freunde des Ordens, um Menschen aufzunehmen, die keine Mitglieder werden wollen oder können, aber das Heilige Land mit freiwilligen Spenden unterstützen möchten, die auf separaten Konten in jeder Statthalterei transparent verwaltet werden müssen.

Die nächste Versammlung des Großmagisteriums ist am 21. April 2026 vorgesehen.

 

François Vayne, mit Andreina Merheb und Livia Passalacqua

 

(November 2025)