Die Erfahrung der Auferstehung
Wenn man die Altstadt von Jerusalem betritt, dann sprechen die kleinen Straßen dieser Stadt, die uns so sehr am Herzen liegt, die Geräusche, die Stimmen, die Farben und die Menschen – einfach alles davon, dass wir uns an einem besonderen Ort befinden. Die Grabeskirche heißt Pilger willkommen, die sich dorthin begeben, um Zeit an den Orten zu verbringen, an denen Jesus sein Leiden durchmachte, starb und auferstand. Allerdings kann es vor allem am Anfang schwierig sein, sich diese Orte so vorzustellen, wie sie waren und wie wir sie aus den Evangelien kennen.
Die Multimedia-Ausstellung „Die Erfahrung der Auferstehung“ im Christlichen Informationszentrum in der Nähe des JaffaTors „versucht, diese Erinnerungen lebendig werden zu lassen“ – so die Kuratoren der Ausstellung in der Präsentationsbroschüre – „und sie im Hier und Jetzt greifbar zu machen. Sie beschreibt die historische Situation sowie die Umgebung, die Zeugen des Weges Christi war. Durch den Einsatz moderner und innovativer Technologien lässt uns die Ausstellung buchstäblich an den letzten Tagen Christi „teilhaben“.
Die sechs Räume der Ausstellung ermöglichen es dem Pilger, über das hinauszuschauen, was heute beim Besuch der Grabeskirche zu sehen ist, und die Schritte Jesu bis zur Auferstehung zu verfolgen. Was die Kuratoren anbieten wollen, ist nicht nur eine Möglichkeit zu verstehen, wie die Stadt ausgesehen hat und wo und wie sich einige wichtige Episoden aus dem Leben Jesu abgespielt haben. Die spirituelle Dimension und die persönliche Erfahrung der Begegnung mit Jesus stehen im Mittelpunkt dieser Idee: „Die gesamte Erfahrung dieser Ausstellung und die Gnade der Wallfahrt führen zur Antwort auf jene letzte Frage: Wo ist mein Gott? Er ist hier, bei uns, in uns, und wartet geduldig darauf, dass wir ihm die Türen unseres Herzens öffnen“, schreiben sie.
Pater Tomasz Dubiel OFM, ehemaliger Direktor und Initiator des Projekts, erklärt, wie die Idee entstanden ist und wie sie umgesetzt wurde. „Die Idee entstand 2015, als Pater Pierbattista Pizzaballa Kustos war. Die Zahl der Pilger nahm zu und das Niveau der Erklärungen in der Grabeskirche nahm ab. Zur gleichen Zeit organisierten einige israelische archäologische Stätten Multimediaräume, in denen Erklärungen zu den Stätten gegeben wurden. Der Kustos dachte daher, dass es eine gute Idee wäre, etwas Ähnliches für die Grabeskirche zu machen. Das Christliche Informationszentrum schien der ideale Ort für diese Initiative zu sein.“
„Wir sind mit einem Unternehmen in Kontakt getreten, das mit uns arbeitete“, fährt er fort. „Sie gingen zwei Tage lang in die Grabeskirche und hörten sich an, was die Reiseleiter den Pilgern erzählten und erklärten, um festzustellen, welche Elemente am häufigsten vorkamen. Dann bezogen sie meine Erfahrungen und die der anderen Brüder ein, die als Touristenführer im Heiligen Land tätig sind. So kamen wir auf die Idee mit den sechs Räumen, indem wir das Material aufteilten und überlegten, welche Art von Technologie für jede Erfahrung am besten geeignet ist.“
In Raum Nummer 1 befindet sich ein Modell Jerusalems aus der Zeit Jesu im Maßstab 1:1000. Mithilfe einer speziellen Visualisierungsvorrichtung, die das Modell und die den verschiedenen Orten entsprechenden Fragmente des Evangeliums „lebendig macht“, kann man den Weg Jesu vom Ölgarten bis nach Golgatha verfolgen.
In Raum Nummer 2 wird man eingeladen, den Ölgarten zu besuchen und der Szene beizuwohnen, in der Jesus von Pilatus zum Tode verurteilt wird – alles wird mithilfe von Virtual Reality (VR) nachgestellt. Jeder Besucher erhält eine Virtual-Reality-Brille, mit der er den Raum betreten und das Gefühl haben kann, an dem dargestellten Ereignis teilzunehmen.
In Raum Nummer 3 führt ein Kurzfilm über die Geschichte Jerusalems und des Heiligen Landes von der Zeit Christi bis heute den Besucher durch die aufeinanderfolgenden historischen Epochen, um zu zeigen, wie sich die Stadt im Laufe der Zeit verändert hat.
Raum Nummer 4 zeigt die Geschichte der Grabeskirche in Form eines Hologramms und ergänzt die in Raum Nummer 3 dargestellte Geschichte.
Raum Nummer 5 erklärt den „Status quo“, das heißt die Vereinbarung, die die Eigentumsrechte jeder der fünf Religionsgemeinschaften innerhalb der Grabeskirche in Jerusalem festlegt.
Im letzten Raum wird der Pilger von einem Modell des Grabes empfangen, das in etwa dem Maßstab des Grabes Christi entspricht, dem eigentlichen Mittelpunkt jeder Wallfahrt ins Heilige Land. Hier wird der Besucher eingeladen, einen Schritt weiter zu gehen, um sich wirklich für die Auferstehung Jesu zu öffnen und sich von hier aus wie die Frauen und Jünger darauf vorzubereiten, der Welt den Sieg Jesu über den Tod zu verkünden.
Die Multimedia-Ausstellung „Die Erfahrung der Auferstehung“ ist Teil des Terra Sancta-Museums, das von den Franziskanerpatres der Fakultät für biblische und archäologische Wissenschaften des Studium Biblicum Franciscanum in Jerusalem geleitet wird. Das Konzept wurde von Pater Tomasz Dubiel OFM ausgearbeitet, der die Umsetzung beaufsichtigte und mit dem wir für diesen Artikel zusammengekommen sind. Polnische Künstler und Fachleute haben die Ausstellung konzipiert und aufgebaut.
Das Terra Sancta Museumsprojekt besteht aus drei Teilen: Im Christlichen Informationszentrum gibt es neben der Multimedia-Ausstellung „Die Erfahrung der Auferstehung“ die Abteilung Multimedia und Archäologie, die sich in der Fakultät für biblische und archäologische Wissenschaften des Studium Biblicum Franciscanum im Kloster der Geißelung an der Via Dolorosa befindet. Der dritte und wichtigste Teil wird die historische Abteilung im Kloster des Heiligen Erlösers sein deren Eröffnung für 2025 geplant ist.
Elena Dini
(April 2023)