Zwischen Schockstarre und kreativem Aufbruch

Die deutsche Komtureien begegnen der Pandemie

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Luogotenenza per la Germania Prozession bei der Investiturfeier in Fulda im September 2020.

Die Monate der Pandemie haben alle Menschen zutiefst getroffen: von der Gesundheit über die Wirtschaft bis hin zu den sozialen Beziehungen sahen sich alle mit verschiedenen Schwierigkeiten konfrontiert. Die Ritter und Damen arbeiteten auf die ihnen je eigene Art daran, die Aktivitäten des Ordens, die Nächstenliebe sowie das Gebet und die gegenseitige Unterstützung fortzusetzen. In den Statthaltereien sind jetzt unter anderem die Freude über die Pilgerreise ins Heilige Land und der Wunsch, unter weniger Einschränkungen wieder mit den Mitbrüdern und Mitschwestern zusammenzukommen, zwei große Hoffnungen für die kommenden Monate.

 

Für die Komtureien der deutschen Statthalterei – wie für die Komtureien aller europäischer Statthaltereien – stellt die Corona-Pandemie eine große Herausforderung dar: Seit einem Jahr gilt es Abstand zu halten, Masken zu tragen und weitestgehend auf Begegnungen in Präsenz zu verzichten. Nur der Sommer 2020 bot einige Wochen lang willkommene Lockerungen.

Zu Beginn der Pandemie verfielen die meisten Komtureien in eine Art Schockstarre: Ordensveranstaltungen wurden abgesagt: Komtureitreffen, Einkehrtage, Jubiläumsfeiern, die Frühjahrs-Investitur und geplante Reisen ins Heilige Land. Im Sommer profitierten die Komtureien dann von Lockerungen der Hygiene-Auflagen und entfalteten eine große Kreativität, um ihre Treffen abhalten zu können: Man führte Wallfahrten in der näheren Umgebung durch und Prozessionen mit weiten Abständen. Man traf sich bei Ordensgeschwistern im Garten und hielt Freiluft- Gottesdienste ab. Individuelle Orgelkonzerte wurden veranstaltet, und der erste Familienausflug im Hybrid-Format fand statt. Komtureitreffen wurden in Kirchen verlagert, wo man nicht nur die Heilige Messe miteinander feierte, sondern auch Vorträgen lauschte. Persönliche Begegnungen wurden nach draußen verlagert – auf den Kirchplatz oder auch in einen Kreuzgang.

Der zweite Lockdown seit Spätherbst 2020 setzte (auch der Not folgend) weitere Kreativität in den Komtureien frei, um neue Formen der Begegnung zu finden: Man trifft sich jetzt oft online, um Vorträge anzuhören und Andachten miteinander zu feiern.

Vereinzelt gelang es Komtureien leider nicht, ihr Ordensleben weiterzuführen. Lange Wege zu den Treffen ohne die Möglichkeit, gemeinsam mehrere Stunden zu verbringen, hielten ebenso von der Teilnahme ab wie der persönliche Gesundheitszustand und damit verbundene Ängste. Auch war zum Teil eine gewisse Scheu vor digitalen Medien zu beobachten.

Eine trotz aller Beschränkungen positive Erfahrung für die 100 Teilnehmenden waren zwei Herbst-Investituren in Fulda. Der verbotene Gemeindegesang wurde ersetzt durch einige Solo-Sänger. Die Prozession fand mit großem Abstand und Mund-Nasen-Schutz statt. So konnten 37 neue Ordensgeschwister in feierlichem Rahmen aufgenommen werden. Verbunden waren die Feiernden mit den Ordensgeschwistern zu Hause durch das Live-Streaming der Gottesdienste. Parallel fanden zudem kleinere Feiern in den Provinzen statt, in denen der Neuinvestierten gedacht wurde.

Je seltener persönliche Begegnung möglich war, desto stärker gewannen spirituelle Nähe und alternative Kommunikationswege an Gewicht. Geistliche Impulse erreichen die Komtureien jetzt vielfach per Newsletter und regelmäßig über die Ordens-App der Statthalterei. Per Video-Konferenz treffen Komtureien Vertreter des Lateinischen Patriarchats und erhalten aus erster Hand einen Einblick in die Lage im Heiligen Land. Und nicht zuletzt verbindet uns alle das gemeinsame Gebet - in Pandemie-Zeiten mehr denn je.

 

Susanne Schumacher

Pressesprecherin, Statthalterei für Deutschland

 

(Frühling 2021)