„Jerusalem im Herzen“

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Luca Rotili, Pilgerführer und Mitglied des Ordens, verfasste auf dem Flug vom Heiligen Land nach Rom sein Zeugnis: „Die Kirche von Jerusalem ist weiterhin die Mutterkirche, und die anderen Kirchen haben immer noch eine Dankesschuld gegenüber Jerusalem“

 

„S alvatore Boccaccio, der damalige Bischof von Sabina, bat mich 1992 auf höfliche, aber eindringliche Weise, die geistliche Führung von Pilgergruppen zu übernehmen, die sich auf den Weg ins Heilige Land machten. Bevor er Bischof wurde, war Don Salvatore geschäftsführender Direktor der Opera Romana Pellegrinaggi (Römisches Pilgerwerk) gewesen. Ich zögerte. Ich versuchte, mich zu widersetzen. Stellen Sie sich vor, ich wusste nicht einmal, wo das Heilige Land lag.... Ich sagte mir: So viel zu lernen, so viel zu erkunden, so viel Anstrengung, so viel Sonne, so viel Aufstehen im Morgengrauen ... nein, nein, das war nichts für mich. Er überzeugte mich, indem er mich mit Bestimmtheit einlud, ihn bei einer Wallfahrt zu begleiten. Am ersten Abend hatte ich ein Mikrofon in der Hand, 50 Menschen hingen an meinen Lippen und ich hatte vor lauter Stress 38 Grad Fieber. Ich erinnere mich noch sehr gut daran... Ich verlor mein Herz daran, an die Wurzeln, das Charisma, das Leben.

In etwa 30 Jahren habe ich nun etwa 250 Pilgergruppen bei dieser unglaublichen Erfahrung begleitet. Kurz darauf kam der Orden in mein Leben, ebenfalls auf Anregung von Bischof Boccaccio... „Weißt du Luca, ich sehe die Aufmerksamkeit, die du der örtlichen Gemeinschaft entgegenbringst, und ich glaube, dass du das ganze Charisma des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem zum Ausdruck bringst. Vielleicht könntest du noch weiter gehen: denk darüber nach!“ An einem heißen Samstag im Mai 2000, in der wunderschönen Umgebung der gotischen Zisterzienserabtei Casamari, wurde ich mit einem schweren Stoffmantel bekleidet, ja, schwer und warm, aber ... den ich wirklich als Teil von mir, als Teil meiner Haut empfand. Seit jeher.

So viele Menschen durch diese wunderbare Erfahrung auf einen echten Weg zu führen, auf dem man zur Begegnung mit dem Geheimnis Gottes gelangt, und dabei zu hören, was das Heilige Land uns sagen will, war für mich eine unglaubliche Gnade. Dem „völlig Anderen“ auf besondere Weise zu begegnen und ihn zu berühren: Wenn man das Evangelium liest, hört man das Wort, das auf dieser Erde Fleisch geworden ist. Wenn man mit der Stille der Wüste in Kontakt kommt, hört man das Echo der Erfahrung Jesu, der in teuflische Versuchungen verstrickt war; wenn man durch die Straßen der Dörfer und Städte geht, setzt man seine Füße dorthin, wo der Herr die seinen gesetzt hat; wenn man die Heiligtümer besucht, wird man Zeuge der Wunder, die Christus dort gewirkt hat. Wenn wir die Grabeskirche erreichen, werden wir Zeugen seiner Auferstehung. Die Wallfahrt ist jener Wunsch, die Geschichte Jesu zu durchlaufen und sich dabei von der Poesie und dem Charme verzaubern zu lassen, die von den Straßen dieses Landes ausgehen, von den überfüllten Märkten voller Gerüche ferner Gewürze, von den stillen Wüsten, den Farben, den Gesängen, dem Geräusch der schnellen Schritte in den Gassen...

Ja, das stimmt, aber ... Aber Steine können nicht sprechen! Das stimmt, Steine sprechen nicht! Vielmehr sprechen die Menschen, die diese Steine bewohnen: Sie sind die lebendigen Steine!

Die Kirche in Jerusalem ist weiterhin die Mutterkirche, und die anderen Kirchen haben immer noch eine Dankesschuld gegenüber Jerusalem. Heute ist es daher notwendig, sie zu unterstützen, denn die lokale Kirche im Nahen Osten ist mittellos und erhält keine staatliche Finanzierung. Sie kann auch nicht auf die Unterstützung der Gläubigen hoffen, die in ihren eigenen Ländern eine religiöse Minderheit darstellen. Eine Minderheit, die Unterstützung braucht – so viel Unterstützung!

Es geht für uns Ritter und Damen darum, Zeugnis zu geben, um den Pilgern zu helfen, von einem einfachen finanziellen Beitrag zu einer echten „Betreuung“ überzugehen, indem wir uns – auch und vor allem durch das Gebet – für die Menschen einsetzen, die an den Heiligen Stätten leben. Als ich auf die Stille der Steine hörte, habe ich das Charisma des Ordens entdeckt.“

 

(April 2023)