Hin zu einem „Handbuch für Statthalter”: Die Früchte der Consulta 2018

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Am Ende der Consulta 2018 wollten wir dem Generalstatthalter Professor Agostino Borromeo einige Fragen stellen. Er hat die Arbeiten koordiniert und das Schlussdokument der fünfjährlichen Versammlung gelesen, von dem wir in den nächsten Heften eine Zusammenfassung veröffentlichen werden.


Professor Borromeo, wie haben sich die Arbeitstage der Consulta abgespielt?

Meine erste Feststellung ist, dass die Mechanismen und die Methodologie, die für die Arbeiten der Consulta verwendet wurden, Frucht in Fülle getragen haben, und was wir in diesen Tagen getan haben, hat große Bedeutung. Unsere Arbeiten haben sich in einer Atmosphäre echter Geschwisterlichkeit abgespielt. Als Mitglieder des Ordens fühlen wir uns auch als Mitglieder einer einzigen Familie, die auf der ganzen Welt verstreut ist, und behandeln uns gegenseitig als Mitbrüder und Mitschwestern. Der Erfahrungsaustausch hat uns einmal mehr die Vitalität unseres Ordens gezeigt. Der Orden ist eine Gegebenheit, in der die Mitglieder nicht immer einer Meinung sind, aber dennoch stets ihre Eigenschaft als Familie bewahren. Der Aspekt der Geschwisterlichkeit hat ganz klar eine bedeutende Stellung, und zwar über die konkreten Ergebnisse hinaus, die freilich positiv sind.


Die Teilnehmer an der Consulta haben auf der Grundlage eines Instrumentum Laboris gearbeitet, das von der Kommission erarbeitet worden war, die Sie geleitet haben. Welches waren die Hauptkapitel, die den Statthaltern und Magistraldelegierten vorgelegt wurden?

Das Instrumentum Laboris war dazu bestimmt, den Teilnehmern an der Consulta zu helfen, über das Thema „Die Rolle des Statthalters im Auftrag des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ nachzudenken. Es wurde ihnen vor Beginn des Treffens zugesandt, damit die Verantwortlichen der peripheren Strukturen des Ordens, die dann zu unserer Versammlung nach Rom kamen, es durcharbeiten und ihre Beobachtungen, Verbesserungen und Ergänzungen vorbereiten konnten, die dann in den drei vorgesehenen Arbeitsgruppen diskutiert wurden. Zu den angesprochenen Themen gehörte die Ernennung und die ersten Engagements des Statthalters; die Zusammenarbeit mit dem Großprior der Statthalterei; die Beziehungen mit dem Großmagisterium, mit den Provinzen, Delegationen und Mitgliedern; die Anwerbung von neuen Mitgliedern sowie der Abschluss des Mandates und die Wahl eines Nachfolgers.


Während der Arbeiten tauchte oft das „Handbuch für Statthalter“ in den Diskussionen auf. Worum handelt es sich?

Die Forderung nach einem „Handbuch für Statthalter“ war noch nicht klar abgegrenzt, aber aufrichtig vorhanden, und wir werden daran arbeiten. Doch das Dokument, das dann aus unserem Austausch hervorgeht, wird kein Dokument sein, in dem alle angesprochenen Themen enthalten sind. Denn in bestimmten Fällen gehören die vorgebrachten Vorschläge in die verordnungsrechtliche Sphäre, für die ein solches Handbuch nicht zuständig ist. Für den rechtlichen Aspekt muss man in der Tat auf die Statuten oder auf die Bestimmungen zurückgreifen, die die Regeln für bestimmte Fragen festlegen. Das Handbuch möchte im Gegenteil die Traditionen aufgreifen, die zwar nicht endgültig in Normen erfasst sind, aber dennoch eine Praxis darstellen, die mündlich von einem Statthalter zum anderen weitergegeben werden. Wenn es Traditionen gibt, die fruchtbar waren, gibt es keinen Grund, sie auszulassen. Das Handbuch für Statthalter wird also ein Leitfaden sein, der von den konkreten Erfahrungen der Statthalter vor Ort ausgeht, doch er wird kein Sitz sein, an dem neue Regeln erstellt werden.


Welche Themen sind beim Austausch der Statthalter aufgetaucht?

Die zentrale Stellung, die das geistliche Leben im Leben einer Statthalterei haben muss, kam deutlich zum Ausdruck. Der geistliche Leiter der Statthalterei ist ausschließlich der Prior, doch zugleich ist auch folgendes klar: Um die Initiativen zu verwirklichen, die dieser vorschlägt, muss der Statthalter alles in seiner Kraft Stehende tun, damit der Großprior seine geistlichen und religiösen Funktionen ausüben kann. Unter den anderen Fragen, die von den Statthaltern hervorgehoben wurden, findet man die Beziehungen zwischen den Statthaltereien und dem Großmagisterium. Es gibt sicher Mittel, die Kommunikation zu entfalten, die oft durch die Menge an ausgetauschten Informationen kompliziert wird.

Ein anderer Aspekt, an dem es gut wäre zu arbeiten, ist die Art, wie die Weisungen weitergegeben werden, um den neuen Statthaltern zu erlauben, zu Beginn ihres Wirkens die vorhergegangenen Fragen im Kopf zu behalten. Die Statthalter brachten auch ihr Interesse am Thema der Disziplinarmaßnahmen zum Ausdruck, um gemeinsame Mittel zur Verfügung zu haben, mit denen sie auf die verschiedenen Situationen reagieren, die innerhalb der peripheren Strukturen des Ordens auftreten können. Es war unter anderem die Rede von Ausbildungen für neue Statthalter oder von der Möglichkeit, von dem ausscheidenden Statthalter eine Zeitlang begleitet zu werden. Schließlich bekundeten viele ihr Interesse an der Frage der jungen Mitglieder: Wie soll man sie einladen und wie kann man auch in konkreter Hinsicht ihren Eintritt in den Orden erleichtern.


Welche Botschaft möchten Sie am Ende der Consulta, deren Organisation der Großmeister Ihnen als besonderen Auftrag anvertraut hatte, an ihre Teilnehmer richten?

Ich möchte Ihnen vor allem versichern, dass alle Anträge aufmerksam geprüft und im Rahmen des Möglichen in ein Dokument integriert werden. An zweiter Stelle möchte ich daran erinnern, dass das Handbuch, das wir zusammenstellen werden, ein Dokument ist, das ständig aktualisiert und verbessert werden muss: Alle Kritiken und Bemerkungen sind also willkommen. Und schließlich möchte ich im Namen der Kommission, die mit der Verfassung des Textes beauftragt ist, allen Teilnehmern für den Einsatz danken, den Sie bewiesen habe. Beim Besuch der verschiedenen Arbeitsgruppen hatte ich Gelegenheit, an ruhigen aber leidenschaftlichen Diskussionen teilzunehmen – das ist ein Zeichen dafür, dass unser Austausch etwas berührt, woran wir glauben, was uns am Herzen liegt und wofür wir Zeit und Energie investieren, da wir von unserer Berufung und unserem Auftrag als Ritter und Damen des Ordens vom Heiligen Grab überzeugt sind.  


Das Interview führte Elena Dini


(Dezember 2018)