Hin zu einer „Wallfahrt zu den Menschen“ im Heiligen Land

Die Frühjahrsversammlung des Großmagisteriums (9. – 10. April 2019)

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GrandMagisteriumApril2019

Bei der Eröffnung der Arbeiten des Großmagisteriums am 9. April kündigte Kardinal Edwin O’Brien mit großer Freude an, dass er sein Amt als Großmeister des Ordens – trotz seiner 80 Jahre, die er am Vortag erreicht hatte – fortsetzen werde, wie Kardinal Pietro Parolin, der Staatssekretär des Heiligen Stuhles ihm persönlich bestätigt hatte. Der Großmeister wird in den kommenden Monaten übrigens ein Dutzend Investiturfeiern leiten.

Der Generalgouverneur Visconti di Modrone gab daraufhin wichtige Informationen an die Teilnehmer weiter, darunter insbesondere die Ernennung eines vierten Vize-Gouverneurs in der Person von Enric Mas, dem derzeitigen Statthalter für West-Spanien, dessen Aufgabe die Koordinierung des Ordens in Latein- und Zentralamerika sein wird. Der Generalgouverneur erklärte auch die Rolle der neuen Kommissionen, die er eingerichtet hat, damit sie ihm zur Seite stehen und ihn unterstützen: die Wirtschafts- und Finanzkommission, die von Saverio Petrillo geleitet wird, die Kommission zur Überarbeitung der protokollarischen Normen, die von Alfredo Bastianelli betreut wird, die geistliche Kommission unter der Leitung von Msgr. Fortunato Frezza und die Rechtskommission, die Flavio Rondinini anvertraut wurde. Im Lauf der Versammlung des Großmagisteriums konnten die Verantwortlichen dieser vier Kommissionen ihre Funktionsweise detailliert erklären.  

Was die Beziehungen mit dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem angeht, freute sich Leonardo Visconti di Modrone über die derzeitige ausgezeichnete Zusammenarbeit mit dem Apostolischen Administrator Msgr. Perbattista Pizzaballa, der auch Pro-Großprior des Ordens ist. Dieser war bei der Frühjahrsversammlung anwesend und zog Bilanz über seine Aktionen drei Jahre nach seiner Ernennung an der Spitze des Patriarchates. Unter den ergriffenen Initiativen, die die Gegenwart der katholischen Kirche in der Heiligen Stadt stärken sollten, hob er die Schaffung einer neuen Gemeinde in Jerusalem hervor. In einem weiteren Sinn ist er der Meinung, dass die „kleinen Projekte“ mit einer menschlichen Dimension, die vom Orden unterstützt werden, einen bedeutenden Einfluss auf das Leben der Gemeinden in einem schwierigen Kontext haben, der das Leben der Familien nicht begünstigt (in fünf Jahren ging die Zahl der gefeierten Sakramente um ein Drittel zurück, vor allem die Hochzeiten und Taufen). Schließlich war es Msgr. Pizzaballa ein Anliegen, dem Großmagisterium herzlich zu danken und erinnerte daran, dass – ohne die etwa vierzig Schulen zu zählen – fast 90% des Budgets des Patriarchates der Unterstützung des Ordens zu verdanken ist.

Die Versammlung beschäftigte sich daraufhin mit finanziellen Fragen im Zusammenhang mit dem Bericht von Saverio Petrillo, der zeigte, dass im Jahr 2018 die Spenden der Statthaltereien zurückgegangen waren: Sie beliefen sich auf 13 Millionen € anstatt 14 Millionen im Vorjahr, in dem der Orden bedeutende Vermächtnisse erhalten hatte. Sami El-Yousef, der Verwaltungsdirektor des Patriarchates legte seinerseits die finanzielle Verwaltung der lateinisch-katholischen Kirche im Heiligen Land dar und wies darauf hin, dass nunmehr eine völlige Transparenz erreicht sei, und zwar dank eines Finanzrates, den Msgr. Pizzaballa eingerichtet hat, sowie dank sehr genauer interner Kontrollen. Die Einrichtung einer zentralisierten Verwaltung der Schulen, die allein 70% des Budgets des Patriarchates ausmachen, trägt in großem Maß zu einer klaren Kontoführung bei. Im Übrigen ist das Defizit in Palästina und Jordan kontrolliert, während die bedeutende staatliche Unterstützung in Israel einen Überschuss erlaubt.

Am Abend dieses ersten Tages umgaben die Mitglieder des Großmagisteriums Kardinal O’Brien bei der Feier seines Geburtstags und wünschten ihm, dass er den Orden noch lange leiten möge.

Am nächsten Tag arbeiteten die Mitglieder des Großmagisteriums an den Projekten und hörten dem Vorsitzenden der Heilig-Land-Kommission, Bart McGettrick zu, der drei Prioritäten hervorhob: die Ausbildung, die humanitäre Hilfe und pastorale Aktionen. Eine neue Strategie des Großmagisteriums besteht in Übereinstimmung mit Msgr. Pizzaballa darin, kleinen Projekten den Vorzug zu geben, um den Situationen der Armut und der Anfälligkeit besser zu entsprechen, die die schwächsten Glieder der Gesellschaft treffen. In diesem Sinn – so erklärte Bart McGettrick – will der Orden zum Beispiel bestimmte christliche Schulen retten, die in Schwierigkeiten sind und denen die Schließung droht. In demselben Geist schlug er vor, dass die Ritter und Damen sich schrittweise und immer mehr auf eine „Wallfahrt zu den Menschen“ ausrichten, wobei er insbesondere von den sehr armen katholischen Familien sprach.

Nachdem Adolfo Rinaldi, Ehren-Vizegouverneur und Konsultor des Großmagisteriums einen Rechenschaftsbericht über die drei großen laufenden Projekte gegeben hatte (die Ausdehnung der Gemeinde von Jaffa von Nazareth in Israel, der Kindergarten in Hashimi in Jordanien und die neue Kirche von Jubeiha in Jordanien), kam Sami El-Yousef, der Verwaltungsdirektor des Patriarchates detailliert auf die Liste der kleinen Projekte zurück, welche die Statthalter auf der Website des Großmagisteriums mit Zugangsbeschränkung finden können. Er vertraute ihnen an, dass er jede Woche Bitten um Hilfe bekomme und betonte die besorgniserregende Situation in Gaza. Er erhofft sich für die Zukunft eine größere Solidarität der christlichen Kirchen, und damit eine ökumenische Partnerschaft insbesondere im Bereich der Ausbildung.

Die Versammlung ging mit dem Beitrag von Generalstatthalter Agostino Borromeo über die Perspektiven einer Ausdehnung des Ordens in der Slowakei und demnächst in Chile weiter. Der Vize-Gouverneur Paul Bartley, der mit Asien und Ozeanien betraut ist, verwies darauf, dass der Orden sich besonders in den Philippinen entwickelt, und Kanzler Bastianelli gab dann sehr ermutigenden Statistiken bekannt (30.000 Mitglieder, davon ein Drittel Frauen) und erklärte, dass die Ritter und Damen sich überall in den Ortskirchen bewusst sind, symbolisch sozusagen „Botschafter“ des Heiligen Landes zu sein.

Zum Abschluss dieser Versammlung stellte der Großmeister einen im Orden zunehmenden „familiären Geist“ fest, der wohl von den Bemühungen um die interne und externe Kommunikation unterhalten wird, die durch die fünfjährlich stattfindende Consulta vom November letzten Jahres vervielfacht wurde. Er ermunterte auch dazu, Events im Palazzo della Rovere, dem Sitz des Großmagisteriums zu organisieren, nachdem die Tage des Fondo Ambiante Italiano (FAI) ein historischer Erfolg waren, die 5000 Besuchern ermöglicht hatten, den Orden und seinen Auftrag kennenzulernen.  

 

FV


(2. Mai 2019)