Ein Blick auf Gaza

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HolyFamily Chruch Gaza1 Die lateinisch-katholische Kirche der Heiligen Familie

In diesem kurzen Artikel geben wir die Kommentare des Regionaldirektors für Palästina und Israel der Catholic Near East Welfare Association nach seinem Besucht in Gaza Anfang April wieder. Wir veröffentlichen diesen Artikel leider infolge der jüngsten Ereignisse Anfang Mai, die den Tod von 30 Opfern auf palästinensischer und israelischer Seite gefordert haben, als militante Palästinenser Raketen auf Israel abgefeuert und damit israelische Vergeltungsangriffe ausgelöst haben. Durch diese traurige Entwicklung spüren wir noch deutlicher die dringende Notwendigkeit, die zivile Gemeinschaft zu unterstützen, die auf Frieden hofft.


Einige Tage vor Ostern, genauer gesagt am Tag nach den Wahlen in Israel, besuchte Joseph Hazboun, der Regionaldirektor der CNEWA für Palästina und Israel, den Gazastreifen. Aus diesem Anlass berichtete er folgendes: „Im Unterschied zur palästinensischen Bevölkerung in Israel, in Ost-Jerusalem und im Westjordanland, die von dem Ergebnis der jüngsten Wahlen und der Wahrscheinlichkeit besonders enttäuscht waren, dass Netanyahu weiterhin an der Spitze der neuen Regierung in Israel stehen wird – so kommentierte Joseph Hazboun nach der Rückkehr von seinem Besuch am 10. und 11. April – stellte ich überrascht ein allgemeines Gefühl der Erleichterung in der Gemeinschaft in Gaza fest. Der Grund ist, dass nach Meinung der Einwohner von Gaza Netanyahu der israelischen Öffentlichkeit nichts beweisen muss, und das bedeutet, dass die Gefahr eines unmittelbar bevorstehenden Angriffes auf Gaza weniger groß ist.“ Heute, nach den fast dreißig Opfern in den ersten Mai-Tagen, in denen wir die Raketengeschosse aus Gaza und den Vergeltungsangriff Israels erlebt haben, sieht die Situation leider schon wieder ganz anders aus.

In dem von der CNEWA veröffentlichten Bericht spricht der Direktor über die besuchten Projekte, über die erreichten Fortschritte und die noch notwendigen Gelder, um das Funktionieren bestimmter Strukturen zu gewährleisten oder Programme zur Unterstützung der Bevölkerung am Laufen zu halten.

So spricht Joseph Hazboun über die zukünftige Eröffnung höherer Klassenstufen in der Schule der Rosenkranzschwestern in Gaza sowie über den Kauf von Material für die Werkstätten. Diese Schule braucht zusätzliche Mittel, um die Vorschule renovieren zu können.

In dem Al-Ahli Arab Hospital laufen mehrere Projekte: Ein Anstellungsprojekt, das die Möglichkeit bietet, einerseits Arbeit zu finden und andrerseits ein gutes professionelles Niveau zu erhalten; ein Programm, das sich um unterernährte Kinder kümmert; ein spezielles Kapital für arme und betagte Christen und schließlich ein Programm zur Vorbeugung und Behandlung von Brustkrebs. Das Krankenhaus hat den Wunsch, das Anstellungsprogramm fortsetzen zu können und damit zu vermeiden, dass ihm wichtige Personalressourcen verlorengehen.

Der Near East Council of Churches (NECC) war eine der besuchten Organisationen: der NECC kümmert sich seit langem um ein Projekt psycho-sozialer Unterstützung für Mütter und Kinder in drei Kliniken. Die Notwendigkeit, weiterhin in diesen Bereich zu investieren, ist leider noch immer vorhanden.

Zu den anderen Begegnungen gehörte auch die mit dem orthodoxen arabischen Kulturzentrum – das eine großzügige Unterstützung von Saudi-Arabien erhalten hat – sowie die mit den orthodoxen Pfadfindern (die gemeinsam mit den katholischen Pfadfindern verschiedene Programme initiieren). Auch die Jugendlichen waren hatten einen zentralen Platz bei der Begegnung von Joseph Hazboun mit der YMCA (Young Men’s Christian Association), die an einem Micro-Business-Projekt arbeitet, um neue Arbeitsstellen für 40 bis 50 junge Menschen zu schaffen.


Der letzte Besuch galt Pater Mario da Silva, dem Pfarrer der lateinisch-katholischen Kirche der Heiligen Familie. In dieser Gemeinde arbeitet das Ausbildungszentrum St. Thomas von Aquin, das sich bemüht, jungen Christen Unterricht anzubieten, damit sie leichter die Möglichkeit haben, Arbeit zu finden. Es möchte nun neue Räume eröffnen, um auch junge Muslime aufnehmen zu können und damit weitere Möglichkeiten der Begegnung und der Zusammenarbeit zu schaffen.
 

(Mai 2019)