Die Kirche Sankt Cataldo von Palermo

Diese Kirche ist ein kleiner Winkel Apuliens im Zentrum von Palermo, nicht nur, weil sie den Namen des heiligen Bischofs von Taranto trägt, sondern auch, weil sie wahrscheinlich zum Palast einer herausragenden Persönlichkeit des 12. Jahrhunderts gehörte, dem Großadmiral Maion von Bari. Sein Rang hatte im Grunde genommen nichts mit dem Meer zu tun, sondern entsprach dem des Kanzlers des normannischen Königs Wilhelm I., dem Bösen von Sizilien (Achtung: Wilhelm I. ist der „Böse“, sein Sohn Wilhelm II. ist der „Gute“). Nach Maions Tod im Jahr 1160 schenkte der König die Kirche zunächst Sylvester von Marsico, der 1161 seine Tochter dort beisetzen ließ, und dann der Diözese Monreale.

Wie fast alle alten Gebäude hat die Kirche im Laufe der Jahrhunderte viele Wechselfälle erlebt, aber sie hat ihre ursprünglichen stilistischen Merkmale der arabisch-normannischen Architektur bewahrt. Sankt Cataldo erscheint in einer Würfelform, die durch Spitzbogenfenster aufgelockert und von drei aneinandergereihten roten Kuppeln überragt wird. Diese entsprechen dem Mittelschiff, das höher ist als die beiden Seitenschiffe, die von wiederverwendeten Säulen und Kapitellen unterteilt werden. Das Innere ist kahl, und der Kontrast zu dem reich gestalteten Boden aus polychromem Marmor im Opus-Sectile-Stil ließ vermuten, dass die Arbeiten nach dem Tod von Maion unterbrochen worden waren. Doch dies tut dem Charme des Gebäudes keinen Abbruch. Die Abfolge von Spitzbögen, die zum Altar führen, der aus weißem Marmor mit einem Kreuz in der Mitte darüber und den Symbolen der Evangelisten besteht, hat eine suggestive Wirkung, die von Spiritualität geprägt ist. Der Grabstein von Mathilde, der Tochter des zweiten Besitzers des Gebäudes, wird noch heute im Inneren aufbewahrt. An der Außenseite zeugt neben den runden Kuppeln auch ein Teil des um das Gebäude verlaufenden Lochfrieses von arabischem Einfluss.

Die Kirche wurde 1937 den Rittern des Heiligen Grabes geschenkt, die sie mit großer Sorgfalt restauriert haben und sie für Besichtigungen durch die Öffentlichkeit zugänglich machen. Beim Verlassen sieht man die benachbarte Martorana-Kirche, die aus der gleichen Zeit stammt und keinen stärkeren Kontrast bieten könnte: Die ursprünglichen Elemente, die Sankt Cataldo ihren wesentlichen Charakter verleihen, wurden dort in einer sehr reichen Dekoration aus der Barockzeit ertränkt. So wie sie da nebeneinander stehen, zeigen sie zwei verschiedene Arten, das Haus des Herrn zu konzipieren.

(Januar 2022)